Glossar und FAQ zum kohärenten Tarifsystem
Die Einführung des neuen Tarifsystems bringt viele Herausforderungen mit sich – von IT-Anpassungen über Prozessoptimierungen bis hin zur Schulung der Mitarbeitenden. Hier finden Sie die wichtigsten Begriffe und Fragen zum Thema.
Wichtigste Fragen und Antworten
Zunächst sollte man sich mit dem neuen Tarif und den Änderungen gegenüber TARMED vertraut machen. Relevante Informationen finden sich im Tarifstrukturvertrag und dessen Anhängen auf der OAAT-Website. Eine detaillierte Prozessanalyse hilft, Optimierungspotenziale in Fallführung, Leistungserfassung und Fakturierung zu identifizieren. Ein strukturierter Projektplan mit klaren Meilensteinen und Verantwortlichkeiten ist essenziell. Zudem sollten Mitarbeitende frühzeitig einbezogen und durch gezielte Schulungen sowie kontinuierliche Kommunikation auf die Umstellung vorbereitet werden.
Die IT-Infrastruktur und technische Systeme müssen auf die neuen Anforderungen angepasst werden. Zudem erfordert das neue Tarifsystem Änderungen in internen Prozessen, etwa die verpflichtende Angabe eines Diagnosecodes nach ICD-10 und die Abwicklung von Pauschalen. Auch externe Stakeholder, wie Labore und Pathologien, müssen einbezogen werden. Da viele Kliniken von Softwareanbietern abhängig sind, ist eine enge Abstimmung notwendig. Eine klare Priorisierung, regelmässige Statusmeetings und eine Testphase helfen, technische Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren und reibungslose Abläufe sicherzustellen.
Da IT-Fragen hochspezialisiert sind, ist eine genaue Beurteilung durch Experten erforderlich. Die konkreten Anpassungen hängen von den jeweiligen Systemen und den Anforderungen der Klinik ab. Eine enge Zusammenarbeit mit den Softwareanbietern und IT-Verantwortlichen ist daher unerlässlich.
Um die Umstellung erfolgreich zu gestalten, sind gezielte Schulungen und eine klare Kommunikation essenziell. Regelmässige Updates und Schulungsangebote helfen, Unsicherheiten zu minimieren. Mitarbeitende sollten frühzeitig eingebunden werden, etwa durch Projektteams oder Arbeitsgruppen, um ihre Perspektiven zu berücksichtigen. Ergänzend können unterstützende Ressourcen wie FAQs oder ein internes Support-Team bereitgestellt werden.
Die Schulungsmassnahmen hängen von den jeweiligen Aufgabenbereichen ab. Während einige Mitarbeitende eine eher theoretische Einführung benötigen, sind für andere praktische Schulungen erforderlich, insbesondere für jene, die direkt mit der Abrechnung und Leistungserfassung arbeiten.
Die Umstellung auf das neue Tarifsystem hat direkte Auswirkungen auf den Cashflow und die Kostenträgerrechnung. Da Materialien, Implantate, Medikamente und externe Leistungen wie Laborkosten künftig über Pauschalen abgegolten und nicht mehr separat verrechnet werden können, verändert sich die Kalkulation der Kosten. Kliniken sollten sicherstellen, dass sie über ausreichende Liquidität verfügen, um finanzielle Engpässe in der Übergangsphase zu vermeiden, und ihre internen Abrechnungsprozesse entsprechend anpassen.
Häufige Fehler sind eine unzureichende Planung und Vorbereitung, was dazu führen kann, dass wichtige Aspekte übersehen werden und es zu Verzögerungen kommt. Fehlende Kommunikation innerhalb des Teams kann ebenfalls Probleme verursachen, da sie zu Unsicherheiten und Widerstand führt. Auch mangelhafte Schulung und Weiterbildung können die Akzeptanz und korrekte Umsetzung des neuen Tarifsystems gefährden. Technische Probleme, wie inkompatible Systeme oder eine unzureichende Vorbereitung der IT-Infrastruktur, sind ebenfalls häufige Stolpersteine.
Eine frühzeitige Planung mit einem dedizierten Projektteam und detailliertem Projektplan ist essenziell. Die IT-Systeme sollten rechtzeitig überprüft und eine Testphase eingeplant werden, um Fehler frühzeitig zu beheben. Eine Prozessanalyse hilft, Abläufe in Fallführung, Leistungserfassung und Fakturierung zu optimieren. Mitarbeitende sollten durch Schulungen und kontinuierliche Kommunikation eingebunden werden, während ein strukturiertes Stakeholder-Management alle Beteiligten von Beginn an einbezieht.
Havos AG begleitet Kliniken praxisnah bei der Umstellung und bietet flexible, individuell angepasste Unterstützung. Wir helfen bei der Tarifanwendung, Prozessoptimierung sowie beim Projekt- und Stakeholder-Management. Zudem entwickeln wir Schulungskonzepte und begleiten die Implementierung von TARDOC und ambulanten Pauschalen.
Glossar
Das kohärente Tarifsystem für ambulante ärztliche Leistungen ist komplex – doch ein klares Verständnis ist entscheidend für eine effiziente Abrechnung und faire Vergütung. Deshalb haben wir die 15 wichtigsten Begriffe rund um das kohärente Tarifsystem verständlich und praxisnah erklärt.
Fixbeträge für bestimmte Behandlungen oder Eingriffe, die unabhängig vom individuellen Zeitaufwand vergütet werden. Ziel ist eine effizientere und standardisierte Abrechnung.
Ein Besitzstand kann beantragt werden, wenn eine Ärztin oder ein Arzt eine bestimmte Tarifposition bereits über drei Jahre hinweg regelmässig und ohne Beanstandung abgerechnet hat, jedoch die dafür neu geforderte Dignität fehlt. Besitzstand wird für maximal drei Jahre gewährt.
Die Dignität bezeichnet die fachliche Qualifikation eines Arztes oder einer Ärztin und legt fest, welche Tarifpositionen abgerechnet werden dürfen. Eine Abrechnung ist nur für Leistungen möglich, für die der Arzt oder die Ärztin über die erforderliche qualitative Dignität verfügt.
Ein ICD-10-Diagnosecode beschreibt eine spezifische Krankheit, Störung oder Gesundheitszustand gemäss der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation WHO. Er besteht aus einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen und dient zur einheitlichen Dokumentation und Abrechnung medizinischer Diagnosen (z.B. M23.2 für "Meniskusschädigung durch alten Riss oder alte Verletzung").
Änderungen an Kliniksystemen, wie Klinikinformationssystem, System zur Leistungserfassung, ERP-System (Enterprise Resource Planning), um das kohärente Tarifsystem zu integrieren. Auch die Schnittstellen für die Rechnungsstellung müssen entsprechend überprüft und angepasst werden (Vorgabe XML-Standard 5.0).
Überwachung der Abrechnungsprozesse anhand von Kennzahlen, um Fehler zu minimieren und finanzielle Verluste durch unvollständige Leistungserfassung zu vermeiden.
Dokumentation aller erbrachten medizinischen Leistungen in einem System, um eine korrekte Abrechnung sicherzustellen. Fehlt die Erfassung, bleibt die Leistung unvergütet.
Die OAAT ist die nationale Organisation für ambulante Tarifsysteme in der Schweiz und wurde im November 2022 gegründet. Sie unterstützt Vertragspartner bei der Anwendung und Weiterentwicklung der Tarifsysteme für ambulante ärztliche Leistungen, insbesondere TARDOC und die ambulanten Pauschalen.
Klare Festlegung, wer wann welche Aufgaben bei der Leistungserfassung und Abrechnung übernimmt. Essenziell für eine fehlerfreie Umsetzung des neuen Tarifsystems.
Gezielte Trainings für Mitarbeitende, um sicherzustellen, dass alle die neuen Tarifregeln kennen und korrekt anwenden. Entscheidend für eine erfolgreiche Umstellung.
Koordination aller Beteiligten – von Ärzten und Pflegekräften über die Administration bis hin zu Versicherern –, um eine reibungslose Umsetzung sicherzustellen.
Der neue Einzelleistungstarif, der, zusammen mit den ambulanten Pauschalen, den TARMED ersetzt. Er bildet ärztliche Leistungen detailliert ab und dient als Grundlage für die Abrechnung ambulanter Behandlungen.
Die praktische Umsetzung der Tarifregeln in der Klinik. Dazu gehören die korrekte Kodierung von Leistungen und die Einhaltung der Vorgaben für die Abrechnung.
Die Tarifstruktur regelt die Abrechnung ambulanter ärztlicher Leistungen in Praxen und Spitälern. Sie besteht künftig aus dem Einzelleistungstarif TARDOC und den ambulanten Pauschalen. Die Abrechnung erfolgt durch Multiplikation der Taxpunkte aus der Tarifstruktur mit den kantonal festgelegten Taxpunktwerten, die von den Tarifpartnern bestimmt und behördlich genehmigt werden.
Eine Triggerposition ist eine vordefinierte Leistung im Tarifkatalog, die beim Erfassen automatisch eine zugehörige ambulante Pauschale auslöst. Sie dient als Schlüsselleistung, die bestimmt, welche Pauschale zur Abrechnung kommt. Die Auswahl und Definition der Triggerpositionen erfolgt auf Basis medizinischer und abrechnungstechnischer Kriterien, um eine einheitliche und transparente Vergütung sicherzustellen.